Eine Festnahme mit Todesfolge – das FFG nimmt Anteil am Schicksal von Jina Mahsa Amini und den Frauen im Iran
Im September 2022 wurde die junge Iranerin Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei in Teheran festgenommen. Ihr Kopftuch saß angeblich zu locker. Kurz danach verstarb die damals 22-Jährige. Das Land im Mittleren Osten erfasste eine Welle des Protests. Der diesjährige Nobelpreis ging an die inhaftierte Iranerin Narges Mohammadi. Die bekannte Frauenrechtlerin deckte mutmaßliche Folter an Frauen in Hochsicherheitsgefängnissen auf.
Die Tragödie um Mahsa Amini ist jetzt ungefähr ein Jahr her – Religionslehrerin Diana Schlüter-Beck hat die Entwicklung der Rolle der Frau im Iran aufmerksam verfolgt. Im Unterricht knüpft sie daran an, baut Textpassagen aus Monographien wie „Die mutigen Frauen Irans: Wir haben keine Angst!“ oder „Iran – die Freiheit ist weiblich“ ein. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a des Parchimer Gymnasiums horchen auf, sind interessiert. Zur Recherche besucht sie die Demonstration mit der Forderung „Frau, Leben, Freiheit“ in Parchim, welche geflüchtete Iraner initiieren. Diana Schlüter-Beck knüpft Kontakt zu Shabnam Ahmadian und lädt sie als Gast zu ihrem Projektunterricht ein, denn Informationen aus erster Hand kann kein Lehrbuch, kein Lehrervortrag aufwiegen. Je authentischer die Unterrichtsinhalte, desto größer der Lernerfolg. Shabnam wagt in ihrem Vortrag den Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Mit Hilfe eines Videos macht sie sowohl die iranische Geschichte von der Ruinenstadt Tschogha Zanbil bis zum Felsenrelief von Bisotun als auch die Moderne am Beispiel der gigantischen „Iran Mall“ in Teheran, einem der größten Shopping-Center der Welt, deutlich.
Hierauf aufbauend berichtet Shabnam Ahmadian eindrucksvoll von der Lage der Frau im Iran. „Zan, Zendegi, Āzādi“ – persisch für „Frau, Leben, Freiheit“ – so der Leitspruch der sich seit dem Tod von Jina Mahsa Amini ausbreitenden Freiheitsbewegung, war das Hauptthema der Fragen an die Iranerin. Sie scheute sich nicht, die Fragen schonungslos ehrlich zu beantworten, da es ihr Wunsch war, über die Situation im Iran aufzuklären. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a können der motivierenden Erzählerin viel abgewinnen. Jannis Kühn kommentierte: „Krass. Man sieht das nur in den Medien. Sie erzählt das aber genau so aus eigenem Erleben.“
Shabnam Ahmadian bedankte sich für die Möglichkeit, vor Schüler*innen der Schule sprechen zu dürfen sowie die Bearbeitung der Thematik im Rahmen des Schülerwettbewerbs zur politischen Bildung „Politik brandaktuell“.
Autor: Max Zawadzki
Foto: Diana Schlüter-Beck