“Die Braut” – Dr. Claudia Rinke stellt ihren Roman vor
Seit über zehn Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg. Bomben fallen, ganze Städte liegen in Trümmern, Gewaltverbrechen sind an der Tagesordnung. Millionen von Menschen fliehen in die Nachbarstaaten, wie die Türkei oder gleich nach Europa. Was treibt ein junges Mädchen aus Deutschland an, genau dorthin zu gehen, wo andere es schlicht nicht mehr aushalten? Eine Antwort hierauf sucht die Autorin Dr. Claudia Rinke, welche im November vergangenen Jahres im Rahmen von „Parchim liest“ ihr Buch „Die Braut“ in der Eldestadt vorstellte. Angeregt durch Religionslehrerin Diana Schlüter-Beck fand sie kürzlich erneut den Weg nach Parchim, diesmal in den Unterrichtsraum der Klasse 10a am Friedrich-Franz-Gymnasium. Claudia Rinke, die schon als Juristin für die UNO in New York und Afrika gearbeitet hat, gab nun eine literarische Kostprobe ihres Werkes und wollte mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen. Offen wurde sich über die 15-jährige Protagonistin ausgetauscht, die durch Manipulation in eine emotionale Abhängigkeit von islamischen Extremisten geriet und sich zunehmend radikalisierte. Der Roman erzählt von einem Problem, welches stellvertretend für eine ganze Generation stehen könnte: ein junges Mädchen, das durch die „sozialen Medien“ pausenlos vernetzt ist, fühlt sich gleichzeitig immer einsamer. Vermeintliche Zuneigung und Gemeinschaft sucht sie ausgerechnet im Krisenstaat Syrien in einer Ehe mit einem konvertierten, religiösen Fundamentalisten. Die Lesung verlief keineswegs einseitig, Claudia Rinke bezog ihrer Zuhörer mit ein. So lasen Toni Ahrens und Feline Kühn in verteilten Rollen eine beispielhafte Textstelle für einen Manipulationsversuch vor und sensibilisierten in der anschließenden Analyse für einen verantwortungsvollen Umgang mit Bekanntschaften aus dem Internet. Die Pädagogin Diana Schlüter-Beck trug ebenfalls ihren Teil bei, indem sie stimmungsvoll eine Passage aus dem Buch vortrug, in welcher die Protagonistin sich vorsichtig interessiert für den Islam zeigte. Die Autorin verwies auf die Gefahr von Radikalisierungen, unabhängig davon, ob diese religiös oder politisch motiviert seien. Die Schülerin Amelie Samtu zeigte sich im Nachgang der Lesung sehr erfreut über die vorangegangen, tiefgründigen Recherchen der Autorin zum Islam, welche verschiedene Moscheen besucht und mit Religionsgelehrten gesprochen hatte. Diep Yen Dang würdigte vor allem den Schreibstil von Claudia Rinke sowie die gelungene Themenwahl am Puls der Zeit. Finanziert wurde die Lesung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“, vertreten durch die Ansprechpartner Sebastina Turtschan und Anett Nuklies, Letztere sorgte noch für eine gelungene Überraschung bei den Schülerinnen und Schülern, indem diese jeweils ein Buch als Geschenk erhielten.
Fotos: Vuong Nguyen
Autor: Max Zawadzki
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